Brigitte & Jürgen Theobald stellen vom 05.10. - 02.11.2024 unter dem Titel "sans souci" Ihre Werke in unserer KöGalerie, Königstraße 67 in Wetter (Ruhr) aus.
Hier ein paar Eindrücke der Austellungseröffnung, sowie die Laudatio von Bodo Hoffmann.
Zunächst zum Titel der Ausstellung: "sans souci" — Ohne Sorge, also sorglos.
Was bedeutet das speziell für Brigitte und Jürgen?
Der französische Titel erklärt zum einen die besondere Affinität der beiden zu Frankreich: das sanfte Blau der Bretagne, die frischen Farben der Biscaya, die Wärme der Cote d'Azur oder der Auvergne...
Es sind die Schwingungen dieser Landschaften und ihrer Lebensräume, die einen langen Nachhall in ihrem Gedächtnis, in ihrem Lebensgefühl finden.
Zum anderen gibt es einen konkreten Bezug zur Malerei. Für beide ist es ein Ausflug in eine Welt, in der sich die Gedanken befreien können, in der die Sorgen des Alltäglichen einfach mal für ein paar Stunden vergessen werden.
Fokussiert man sich in der Musik auf Klänge, Tonfolgen und Akkorde, konzentriert man sich in der Malerei auf Farben, Formen und Strukturen. Vor allem aber konzentriert man sich auf sich selbst. Kommt zur Ruhe. Findet Harmonie. So ist Malen für beide ein Abschied auf Zeit von der Realität.
Die Entscheidung, hier zusammen eine Ausstellung zu gestalten, beruht auf vielen Gemeinsamkeiten: Sie lieben sich. Da passt das Zitat von Antoine de St.Exupéry: Entscheidend ist nicht, dass man sich ansieht, sondern dass man in die gleiche Richtung blickt. Beide lieben Farben, bunt, lebendig, leuchtend
Beide lieben Musik, welche ihre Malerei inspiriert und den Schaffensprozess stets begleitet. Beide inspirieren sich gegenseitig, malen aber völlig unterschiedlich.
Wenden wir uns zunächst Brigitte zu.
Nach den Anfängen in Portraitzeichnen nach Modell und vielen Workshops haben sie zwei Menschen malerisch maßgeblich beeinflusst: In Olga Vinnitskaya von der Kunstakademie Wetter hatte sie eine exzellente Lehrmeisterin, deren Experimentierfreude auf absolute Gegenliebe stieß.
Die eigentliche Wende, ein "Break" vom Gegenständlichen zur abstrakten Malerei, kam aber erst durch den Hagener Maler und Grafiker Uwe Nickel. Ohne direkte Anleitung förderte er dennoch Brigittes Entwicklung, sich „von dem, was man sehen und anfassen kann", zu lösen und eigene Gefühle und Gedanken in Farben und Formen auszudrücken.
Ihre Vorliebe bleibt aber nach wie vor die Portraitmalerei.
Bei Brigittes Malerei kommt auch die Musik als entscheidendes Element hinzu. Farbe funktioniert in Symbiose mit Musik, bestimmte Harmonien beeinflussen bestimmte Couleurs, und viele Farben wecken Musik. Es ist nicht ihre Motivation, ein perfektes Abbild einer Person zu schaffen. Vielmehr möchte sie eine Stimmung einfangen, eine Begeisterung oder eine Trauer, ein Jubeln oder ein Jammern. Das ist es, was sie an einem Portrait reizt. Brigittes Bildtitel sind eigentlich nur für sie selbst erdacht, der Betrachter wird bei Interesse seine eigene Interpretation finden.
Kommen wir nun zu Jürgen.
1957 in dieser Region geboren studierte er Geowissenschaften an der Ruhr-Universität in Bochum mit den Schwerpunkten Stadtentwicklung, Immissionsschutz und Landschaftsökologie. Wenn man sowas studiert kommt man fast zwangsläufig mit der Bedeutung von Farben und Formen in Berührung. Nämlich dann, wenn man lernt, Karten zu zeichnen.
Als Kartograf, oder besser: als Kartenzeichner, ist man Sklave der Realität. Denn Landkarten, Seekarten, geologische oder thematische Karten zu allen möglichen Fachgebieten müssen bezüglich der Farbskala und der graphischen Inhalte harmonisch abgestimmt sein. Der Geographische Imperativ lautet daher: Kartografie ist nicht alles, aber alles ist nichts ohne Kartografie. Und man lernt, präzise, ja geradezu akribisch zu sein in dem, was man da tut.
In seiner heutigen Tätigkeit als freiberuflicher Fotojournalist hat er zwar schon wesentlich mehr Möglichkeiten zur individuellen Bildgestaltung, an bestimmte Regeln ist er aber nach wie vor gebunden.
So ist er froh, bei der Malerei fern ab vom täglichen Realismus zu sein und mit Pinsel, Spachtel, Pipette oder sonstigen farbauftragenden Gegenständen seiner Phantasie Ausdruck zu verleihen. Da kann es auch schon mal passieren, dass er statt mit einem Pinsel mit einem Tannenzapfen malt. Geht alles Seine Bilder entstehen oft durch die Kombination von sorgfältiger Planung und spontaner Ausführung. Die Choreographie folgt hierbei eher der Tagesform, der Begleitmusik oder der Weinsorte als dem strengen Reglement einer künstlerischen Lehrmeinung.
Sowohl für Brigitte als auch für Jürgen gilt: Die Malerei muss Spaß machen und in eine andere Welt entführen. Sei es, dass sich Brigitte über Wochen in ein Portrait vertieft und feinsinnig jede Nuance des Farbauftrages überdenkt. Sei es, dass Jürgen auch mal zum dicken Flächenstreicher greift und das Bild an ein, zwei Tagen fertig malt. Hauptsache, die beiden sind für diese Zeit in einer anderen Welt - und ohne
Sorgen. Sans Souci.
Vielen Dank an Bodo Hoffmann für den Text!